• Arno Ritter. Vorwort Publikation „Koexistenzen“

    Es war 2013, als mir Walter Niedermayr erzählte, dass er seit einiger Zeit an einem Projekt über das Fleimstal arbeite, und mich fragte, ob ich daran interessiert wäre. Um ehrlich zu sein, wusste ich damals weder, wo das Fleimstal liegt, noch aus welcher Motivation er sich diesem Tal und seinen Orten widmet. Ich begann durch die Erzählungen, vor allem aber während der Spaziergänge durch die Orte sukzessive zu begreifen, was Walter an diesen urban anmutenden dörflichen Strukturen interessierte. Es war die in die Struktur der Gebäude und des öffentlichen Raumes eingeschriebene, mir damals noch unbekannte Geschichte, die über Jahrhunderte zu einer ungewöhnlichen Baukultur und darin eingewohnten Lebensform geführt hatte. Auf engstem Raum waren eine spezielle Morphologie der Dörfer und eigenwillige Haustypologien entstanden, mit spannenden Übergangszonen vom öffentlichen über den halböffentlichen Raum in das Private, mit überraschenden Erschließungssituationen in die einzelnen »Wohnungen«, die als hybride Hauskonglomerate wie zufällig entstanden schienen. Ein Hauch von offensichtlicher Anarchie und ungeschriebenen Gesetzen, von baulichem Wildwuchs und gelebter sozialer Praxis, von gesellschaftlichem Experiment und sichtbarer Alltagstauglichkeit wehte durch die Bauten wie die Dorfstrukturen und weckte zunehmend mein Interesse.

    Die Talgemeinde Fleims (»Magnifica Comunità di Fiemme«) ist ein Zusammenschluss von elf Gemeinden in der Region Trentino-Südtirol, der seit über neunhundert Jahren besteht. Zu dieser einst freien und unabhängigen Verwaltungsstruktur gehören bis heute neun italienischsprachige Orte – Predazzo, Ziano, Panchià, Tesero, Cavalese, Varena, Daiano, Carano, Castello-Molina di Fiemme –, eine ladinische Gemeinde mit dem Namen Moena und das deutschsprachige Truden. Der Grundstein für dieses allmendeähnliche Konzept wurde im Jahr 1111 durch einen Vertrag gelegt, welcher der Talgemeinschaft eine selbstständige Verwaltung, eine eigene Gerichtsbarkeit und Steuer- wie Zollerleichterungen zugestand. Aus dem Jahr 1613 stammt das Buch der Gewohnheiten des Fleimstals, das ziemlich detailliert die Rechte zur »eigenen, freien Regelung der internen Strukturen in Verwaltung, Wirtschaft und Umwelt« definierte, ebenso wie »das Recht des freien Verkehrs mit Vieh und Waren aller Art innerhalb des Tales und darüber hinaus im Bereich des Landesfürstentums, das Mährecht in den hiezu ausgewiesenen ›pezze segabili‹ und das Weiderecht auf den den einzelnen Dorfgemeinden jeweils zugewiesenen Almen, das Recht des Holzbezugs für den Eigengebrauch aus den Wäldern der Talgemeinde, das Schürfrecht sowie das Jagd- und Fischereirecht innerhalb der Großgemeinde«.[1]

    Die Talgemeinschaft – gewissermaßen eine Bauernrepublik – war in »fuochi« (Herdstellen) eingeteilt, die jeweils einer Familie entsprachen und durch ein »capofuoco« (Familienoberhaupt) repräsentiert wurden. Alle Einwohner, die entweder im Fleimstal geboren worden waren oder schon länger dort lebten, wurden als »vicini« (Nachbarn) bezeichnet, die jeweils für eine der elf Gemeinden einen Vertreter in den »consiglio dei regolani«, den Rat der Gemeindevertreter wählten. Diese Vertreter bestimmten wiederum aus ihren Reihen den »scario« (Oberhaupt), mit dem gemeinsam die wesentlichen ökonomischen wie gesellschaftlichen Entscheidungen getroffen wurden. Dem Gremium war der »comun generale« (Rat der Talschaft) übergeordnet, der seit 1850 im ehemaligen Bischofssitz in Cavalese seinen Sitz hat. Der an diesem Gebäude ablesbare ehemalige Reichtum der »Magnifica Comunità di Fiemme« basierte vor allem auf der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und dem intensiven Holzhandel mit der Seerepublik Venedig, die zahllose Lärchen für den Pfahl- und Schiffsbau bezog, sowie auf dem teuer verkauften Holz der sogenannten Klangfichte, die damals besonders in Cremona für den Instrumentenbau Verwendung fand.

    Zwar löste sich die politische wie ökonomische Eigenständigkeit des Fleimstals im 19. Jahrhundert durch die sich ändernden geopolitischen Entwicklungen zunehmend auf, geblieben ist aber bis heute die Institution der »Magnifica Comunità di Fiemme«, die das kollektive Eigentum an Grund, Boden, Wald wie Almen verwaltet und den ökonomischen Ertrag daraus an alle »vicini« aufteilt. Parallel dazu veränderte sich die gesellschaftliche wie wirtschaftliche Struktur des Tales, denn aus der landwirtschaftlich geprägten Region wurde insbesondere aufgrund des zunehmenden Tourismus eine Dienstleistungsgesellschaft, die andere Lebens- und damit Raummodelle formulierte. Mit dem Verfall des Holzpreises und dem damit verbundenen Rückgang der Einnahmen der »Magnifica«, so wird die Talgemeinschaft allgemein genannt, reduzierten sich auch die finanziellen Ausschüttungen, das sogenannte »legnatico« (Herdgeld), an die einzelnen »vicini« – und damit auch die mentale Bindung an dieses gesellschaftliche wie ökonomische Konzept. Bis heute prägen aber noch immer die festgeschriebenen »immateriellen Werte« das Leben der Talgemeinde, denn die Statuten der »Magnifica« sind gekennzeichnet durch ein solidarisches Wertesystem, das als mentales und sozioökonomisches Prinzip verstanden wird und das Allgemeinvermögen als unveräußerliches und unteilbares Gemeingut ansieht. Zwei – hier etwas frei übersetzte – Paragraphen definieren recht paradigmatisch das Zusammenleben: »Bei der Ausübung der Nutzungsrechte des Bodens (Wiesen, Almen, Wald, Sand und Stein) müssen die Einzelnen auf die Bedürfnisse der anderen Gemeindemitglieder Rücksicht nehmen. Die Erträge des gemeinschaftlichen Vermögens sollen so verwaltet werden, dass allen ›vicini‹ ein Anteil gesichert wird, doch als Erstes sind Maßnahmen zur Unterstützung der sozial Schwachen zu setzen.«

    Aus dieser einmaligen Geschichte der sozialen wie ökonomischen Solidarität, die in der Grundhaltung der Philosophie der heute weltweit diskutierten Commons-Bewegung entspricht, entwickelten sich spezifische Morphologien der Dörfer, urban anmutende Bauwerke, spannende Schichtungen zwischen dem öffentlichen und privaten Raum, Gemeinschaftsgärten und eine vom Gemeinwohlgedanken geprägte Lebensweise, die aufgrund der räumlichen Dichte auf Respekt und Gelassenheit aufbaut. Diese Haltung und die damit verbundene Entwicklung zu hybriden und mehrdimensional genutzten Strukturen ist heute aktueller denn je, denn vor dem Hintergrund eines in Auflösung begriffenen Gegensatzes von Stadt und Land wird zunehmend deutlich, dass in unserer sich ändernden Gesellschaftsstruktur besonders hybride Baustrukturen und sozialpolitisch der Commons-Ansatz zukunftsfähig sind. Gleichzeitig kann man aber erkennen, dass diese gewachsenen Raum- und Sozialsysteme im Fleimstal zunehmend unter Druck geraten, da rechtliche, ökonomische sowie gesellschaftliche Tendenzen deren Qualitäten nicht erkennen und wertschätzen beziehungsweise diese teilweise sogar konterkarieren. So verändern die Zweitwohnsitze mit ihren »kalten Betten«, der Bedarf an Eigentum, der zunehmende Wunsch der »Einheimischen« nach einem eigenen Haus mit Garten und nicht zuletzt der Tourismus das Sozialgefüge wie auch die Raumentwicklung der Dörfer. Das gebaute »Ich« mit Thujenhecke und Garage verdrängt, wie in vielen anderen Dörfern, das gemeinsam gebaute und bewohnte »Wir« und löst damit die subtilen Schichtungen des öffentlichen Raumes auf. Angesichts dieser strukturellen Veränderungsprozesse erlangt die Frage nach der Zukunft der ländlichen Räume und ihrer Lebensfähigkeit steigende Relevanz. Dazu schreibt Walter Niedermayr: »In den letzten Jahren gewinnen die Eigenart und der Charakter von regionalen Räumen mit den dazugehörigen Orten und Landschaften zunehmend an Bedeutung. In diesem Zusammenhang ergeben sich Fragen der Raumwahrnehmung und der sie prägenden Symbole im Raum. Die Rolle der Kultur bildet in diesem Kontext die Basis für die Wiederentdeckung der Eigenheiten von Orten und der sie umgebenden Landschaft.«

    In gewissem Sinne beschäftigt sich Walter Niedermayr in seinem umfangreichen Projekt über das Fleimstal mit der unsichtbaren Grammatik der ehemaligen Raumproduktion in den elf Gemeinden und der derzeit sichtbaren Transformation derselben. Über sieben Jahre fotografierte er in der Talgemeinschaft, machte an die 10.000 Recherchefotos und auf deren Basis fokussiert bestimmte Bilder, führte Gespräche mit der Bevölkerung und las sich in die Fachliteratur über die umfassende Geschichte des Tales ein. Er lebte sich über wissenschaftliche Texte, die direkte räumliche Erfahrung bei seinen zahllosen Besuchen und vor allem durch die persönlichen Erzählungen der »Einheimischen« in das Thema ein, konstruierte daraus seinen distanzierten, aber subjektiv gerichteten Blick und analysierte fotografisch die Eigenarten der Raum- und Gebäudestrukturen. Sein Interesse richtet sich auch auf den ungeschminkten Alltag, auf die teilweise banale Gegenwart von Zu-, An- und Aufbauten sowie gut gemeinten Sanierungen. Er befragt damit die Zukunftsfähigkeit der baulichen wie auch sozialen Raumstrukturen und macht die dahinterliegenden gesellschaftlichen wie ökonomischen Triebkräfte indirekt sichtbar. Im neutralen Licht von glanzlosen Tagen »dokumentiert« er Gärten und Straßen, Durch- und Übergänge, Stiegen und Details, alte und neue Bausubstanz, vor allem aber die dörflichen Ensembles mit ihren historischen Schichten und aktuellen Überformungen. Im Gegensatz zu seinen Bildern der alpinen Regionen, wo Skifahrer oder Wanderer die »ausgebleichten« Fotografien zeichen- wie schemenhaft strukturieren und eine »bestimmte Gleichwertigkeit zwischen Landschaft, Menschen und Infrastruktur«[2] vorhanden ist, scheinen in den Aufnahmen der elf Gemeinden des Fleimstals fast keine Menschen auf, wirken die Dörfer entvölkert und verlassen. Nur die Spuren des Alltags und die Zeichen der Zeit – vom Auto bis zum Vollwärmeschutz – prägen die Bilder, wobei die Fotografien frei von vordergründiger Kritik sind. »Meine Arbeiten kann man mehrschichtig betrachten, daher werden verschiedene Aspekte sichtbar, wobei es mir nicht um einen dokumentarischen Ansatz geht, sondern um das Sichtbarmachen in einem bewusst subjektiven Sinn.«

    In dem oben zitierten Interview formuliert Walter Niedermayr auf die Frage nach der Zukunft des alpinen Raumes folgende Überlegung, die sicher auch auf das Fleimstal zutrifft: In den Alpen »gibt es geschichtlich die Tradition der ›Allmende‹. Betrachtet man diese Grundidee, die aus dem Mittelalter stammt, aus heutiger Warte, so sehe ich Anknüpfungspunkte für eine nachhaltige Gestaltung der Landschaft aus dem ›Geiste der Gemeinschaft‹. Die Globalisierung wird in den meisten Bereichen des alpinen Raumes, besonders in diesem klein strukturierten Kultur- und Wirtschaftsraum, nicht die Lösung sein, da man mit der Dynamik der globalisierten Welt nicht mithalten kann und in ihrem Sog wahrscheinlich eher verschwinden wird. Die Zukunft der Alpen scheint mir davon abzuhängen, ob wir einer global funktionierenden Welt, mit ihren Gesetzmäßigkeiten und Diktaten, etwas entgegenzusetzen haben und sie dadurch infrage stellen können.«[3]

     

    [1] Michael Vescoli, Die Talgemeinde Fleims, Aufsatz.
    [2] Interview Walter Niedermayr, in: Raumaneignungen – Lech 2015/2016, Berlin 2017, S. 16.
    [3] Ebd., S. 14.

  • Arno Ritter. Vorwort Publikation „Koexistenzen“

    Forward

     

    It was 2013 when Walter Niedermayr told me that for quite some time already he had been working on a project about the Fiemme Valley and asked if I might be interested in it. To be honest, at the time I knew neither where the Fiemme Valley was nor what had motivated his devotion to this valley and its villages. By listening to his stories and above all through my walks through the villages, I gradually began to understand what it was about these urban-looking village structures that interested Walter. It was the history—of which I was then still unaware—inscribed in the structure of the buildings and public spaces that had produced an extraordinary building culture and the particular way of living that had evolved within them. Living in such close quarters, a special morphology of the villages and idiosyncratic house typologies emerged, with fascinating transition zones from public to semi-public to private spaces and surprising circulation situations leading into the individual “apartments,” which seem to have arisen by chance as hybrid house conglomerates. A whiff of unmistakable anarchy and unwritten laws, rampant building and lived social practice, social experiment, and visible everyday practicality wafted through buildings and village structures and awakened my interest more and more.

    The Valley Community of Fiemme  (Magnifica Comunità di Fiemme) is a union of eleven municipalities in the Trentino-Alto Adige region that has existed for more than nine hundred years. This once free and autonomous administrative structure comprises to date nine Italian-speaking villages or communes—Predazzo, Ziano, Panchià, Tesero, Cavalese, Varena, Daiano, Carano, Castello-Molina di Fiemme—one Ladin-speaking community called Moena, and the German-speaking municipality of Truden. The cornerstone of this Allmende-like concept was laid in 1111 by a pact that granted the Valley Community administrative autonomy, its own jurisdiction, and certain tax and duty concessions. Dating back to 1613, the Buch der Gewohnheiten des Fleimstals (Book of the Customs of the Fiemme Valley) defines in considerable detail the community’s right to “freely govern its own internal structures in matters of administration, economy, and the environment” as well as “the right of free trade in livestock and goods of all kinds in the Valley and in the sovereign territory beyond, the right to make hay in the designated pezze segabili, the right to let livestock graze in the high mountain pastures allotted to each village community, the right to collect and cut wood in the common forests for one’s own use, and the right to mine, hunt, and fish in the entire community.”[1]

    The Valley Community—a peasant quasi-republic—was divided into fuochi (households), each of which corresponded to a family and was represented by a capofuoco (head of the household). All residents who had either been born in the Fiemme Valley or had lived there for a certain length of time were called vicini (neighbors). They elected one delegate to represent each of the eleven communities in the consiglio dei regolani (the council of delegates). These delegates, in turn, chose the scario (president) from their ranks, together with whom the most important economic and social decisions were made. Above this council was the comun generale (Valley council), which has convened since 1850 in Cavalese, the former Bishopric of Trent. The former prosperity of the Magnifica Comunità di Fiemme, which is still reflected in the council’s building, was based above all on sustainable forest management, on the intensive timber trade with the maritime republic of Venice, which bought untold quantities of larch logs for pile foundations and shipbuilding, and on the expensive wood of the so-called resonance spruce, which at the time was coveted particularly in Cremona for instrument making.

    Although the political and economic autonomy of the Fiemme Valley deteriorated increasingly in the nineteenth century as a result of the changing geopolitical situation, what has remained to this day is the institution of the Magnifica Comunità di Fiemme, which governs the collective ownership of its lands, forests, and pastures and divvies up the economic profits obtained therefrom among all the vicini. Parallel to this, the social and economic structure of the valley changed. Due largely to the increase in tourism, the chiefly agricultural region developed into a service society, which formed different lifestyles and thus different models of space. With declining timber prices and the resulting drop in the income of the Magnifica—as the Valley Community is generally called—the financial dividends, the legnatico (household money), paid to the individual vicini were also reduced, and in turn the mental ties of the vicini to this social and economic concept also grew weaker. To this day, however, life in the Valley Community is still pervaded by the “immaterial values” codified in the statues of the Magnifica. They reflect a value system based on solidarity and conceived as a socioeconomic principle that considers all property to be unalienable and indivisible common property. Here, freely translated, are two paragraphs that quite paradigmatically define local coexistence: “In the exercise of one’s exploitation rights of the lands (meadows, pastures, forests, sand, and stone) individuals must respect other members of the community. The income from common property shall be managed in such a way that all vicini are ensured a share, but first and foremost measures to support the socially deprived are to be taken.”

    Out of this unique history of social and economic solidarity, which corresponds in its basic tenets to the philosophy of the now internationally discussed commons movement, specific morphologies of the villages developed, as did urban-style edifices, a fascinating layering between public and private spaces, collective gardens, and a lifestyle that is infused with a notion of public welfare built on respect and imperturbability as a result of spatial density. This way of thinking, along with the concomitant trend toward hybrid, multidimensionally used structures, is now more modern than ever because, as the borders between the poles of urban and rural blur, it is becoming increasingly clear that in our changing societal structure, hybrid buildings in particular and the sociopolitical perspective of the commons movement are sustainable strategies. At the same time, one recognizes that these spatial and social systems that have evolved over centuries in the Fiemme Valley have come increasingly under pressure because legal, economic, and social developments fail to understand and appreciate them, or even thwart them to some extent. In this way, second homes with their “cold beds,” the demand for private ownership, the increasing wish of the “natives” for their own houses with yards, and not least tourism are all changing the social fabric and also the spatial development of the villages. The built “I” with a thuja hedge and garage is, as in many other villages, supplanting the collectively built and occupied “we,” and in this way the subtle layering of public space is breaking down. In the face of these structural processes of change, the question as to the future of rural spaces and their viability increasingly comes to the fore. In Walter Niedermayr’s words: “In recent years the originality and character of regional areas along with their villages and landscapes are becoming more and more important. In this context questions arise as to spatial perception and the symbols in the space which influence that perception. The role of culture in this context forms the basis for the rediscovery of the idiosyncrasies of villages and the landscapes surrounding them.”

    In his comprehensive project of the eleven communities in the Fiemme Valley, Walter Niedermayr in a certain sense examines the invisible grammar of the former production of space and the currently visible transformation thereof. Over the course of seven years he photographed the Valley Community, took roughly 10,000 preliminary photos—and based on them has focused on certain images—conducted conversations with the inhabitants, and studied relevant books and documents on the extensive history of the Valley. He immersed himself in the subject matter through scholarly papers, direct spatial experience on his countless visits, and above all through the personal accounts of “natives.” He constructed from this his distanced but subjectively focused gaze and photographically analyzed the idiosyncrasies of the structures of the spaces and buildings. He also directed his attention at unadorned everyday life, at the mundane present situation of building extensions, additions, new floors, and well-meaning restorations. In doing so, he explores the sustainability of the spatial structure on both a building and social level and makes the social and economic impetuses indirectly visible. In the neutral light of lackluster days, he “documents” gardens and streets, passageways through and over, stairways and details, old and new building structures, and in particular the village ensembles with their historical strata, the most recent adaptations on top. As opposed to his photographs of the Alpine regions where skiers or hikers give silhouette- and sketch-like structure to the “pale” images and “landscape, people, and infrastructure are more or less on the same level,”[2] the photographs of the eleven communities in the Fiemme Valley are virtually devoid of people—the villages seem unpopulated and abandoned. Only traces of everyday life and signs of the times—from cars to energy-efficient thermal insulation—leave their mark on the images, though the photographs refrain from expressing ostensible critique. “My work can be seen on multiple levels, revealing different aspects. I do not, however, take a documentary approach, but try to make visible in a consciously subjective sense.”

    In the above cited interview, Walter Niedermayr responds to a question as to the future of the Alpine space in this way: in the Alps “there is the historically founded tradition of the Allmende, which originated in medieval times. Looking at this fundamental principle from today’s perspective, I see ways to sustainably develop the landscape based on the ‘spirit of the commons.’ In most areas of the Alpine space, especially in the small-scale cultural and economic area, globalization will not be the solution because these regions cannot keep up with the pace of the globalized world and are more likely to get swallowed up in its wake. To me the future of the Alps seems to depend on whether we have something with which we can stand up to a globally functioning world with its laws and dictates and in this way challenge it.”[3]

     

    [1] Michael Vescoli, Die Talgemeinde Fleims, essay.
    [2] Walter Niedermayr, Raumaneignungen – Lech 2015/2016 (Berlin, 2017), p. 16.
    [3] Ibid., p. 14.

  • Arno Ritter. Vorwort Publikation „Koexistenzen“

    Prefazione

     

    Era il 2013 quando Walter Niedermayr mi raccontò che da qualche tempo lavorava ad un progetto sulla Val di Fiemme e mi chiese se mi potesse interessare. Ad essere onesto all’epoca non sapevo né dove fosse la Val di Fiemme, né quale fosse la motivazione a monte di quella sua dedizione nei confronti della vallata e dei paesi valligiani. Solo successivamente, grazie ai racconti ma soprattutto a una serie di passeggiate in quelle località, ho cominciato  a comprendere il profondo interesse che Walter nutriva per quelle architetture paesane improntate su un’organizzazione di stampo urbano. È stata la storia scolpita nella struttura degli edifici e degli spazi pubblici – a me ai tempi ancora sconosciuta – a forgiare nel corso dei secoli una cultura edile singolare e inconsueta, nonché la vita stessa che ivi prendeva forma. In estensioni ristrettissime si era sviluppata una speciale morfologia degli abitati e si erano profilate tipologie abitative sui generis, con inusitate aree di transizione dal pubblico, al semipubblico, al privato, con incredibili tratti di urbanizzazione insiti nelle singole «abitazioni», che al contempo sembravano agglomerati di case dettati dalla contingenza. Una sottile brezza di evidente anarchia e di regole non codificate, di proliferazione edile selvaggia e di prassi sociale vissuta, di esperimento sociale e di visibile adattabilità al quotidiano spirava dalle costruzioni come dai tessuti degli insediamenti suscitando in me un interesse via via crescente.

    L’unità vicinale della Magnifica Comunità di Fiemme è un consesso di undici comuni della Regione Trentino Alto Adige/Südtirol che esiste da più di 900 anni. Di tale unione amministrativa, un tempo libera e indipendente, fanno parte tuttora nove comuni di lingua italiana (Predazzo, Ziano, Panchià, Tesero, Cavalese, Varena, Daiano, Carano, Castello-Molina di Fiemme), uno di lingua ladina (Moena) e uno di lingua tedesca (Trodena). L’incipit del progetto di comunità e condivisione di beni comuni va individuato nel 1111, l’anno dei patti che accordarono alla comunità valligiana un’amministrazione autonoma, una giurisdizione locale diretta nonché immunità da tributi, pedaggi e dazi. Al 1613 risale il Libro delle Consuetudini della Comunità di Fiemme, che definiva piuttosto dettagliatamente i diritti a disciplinare in maniera libera e autonoma «l’impostazione interna dell’amministrazione, dell’economia e dell’ambiente», come anche «il diritto al libero transito di bestiame e merci di ogni fatta entro la valle e nel territorio del Principato vescovile, l’erbatico nelle ‹pezze segabili› concesse allo scopo e il diritto di pascolo nelle rispettive baite dei singoli comuni, di taglio del legname ad uso proprio nei boschi della valle nonché il diritto di cavar sabbia e sassi, di caccia e pesca all’interno della Comunità»[1].

    La Magnifica Comunità – in qualche modo una repubblica alpina rurale – era suddivisa in «fuochi» (focolari domestici indicanti i nuclei familiari) che erano rappresentati rispettivamente da un «capofuoco» (capofamiglia). Tutti gli abitanti nati nella Val di Fiemme o ivi residenti da lungo tempo venivano definiti «vicini»; costoro, ciascuno nell’ambito della propria «regola» (uno degli undici comuni), eleggevano un rappresentante per il «Consiglio dei regolani» (Consiglio dei rappresentanti dei comuni). Questi a loro volta in seno al proprio collegio nominavano uno «scario» (capo della Comunità) assieme al quale venivano adottate le principali decisioni di ordine economico e sociale. Tale organo era subalterno al «Comun generale» (consiglio della Comunità valligiana), che dal 1850 ha sede nell’ex palazzo vescovile di Cavalese. Le ricchezze all’epoca ingenti della Magnifica Comunità di Fiemme – come desumibile peraltro dall’edificio gentilizio stesso – si fondavano principalmente su un’economia forestale sostenibile, nonché su un fitto commercio di legname con la Repubblica Marinara di Venezia, che assorbiva carichi ingenti di larici per la costruzione di palificazioni e barche, e con Cremona, che acquistava legno di pregio come il cosiddetto abete di risonanza impiegato in particolare dai liutai per la realizzazione delle casse armoniche.

    L’autonomia politica ed economica della Val di Fiemme si è progressivamente dissolta a partire dal XIX sec. sulla scia degli sviluppi geopolitici in perenne mutamento; a tutt’oggi permane l’istituzione della Magnifica Comunità di Fiemme che amministra la proprietà collettiva di suolo, terreno, boschi e baite e ripartisce i ricavi tra i vicini. Parallelamente è mutata la struttura sociale ed economica della valle che, dato soprattutto il crescente turismo, da regione prettamente silvo-pastorale ed agricola si è trasformata in zona terziarizzata capace di rimodulare i propri archetipi di vita e degli spazi. Col calo-prezzi delle essenze arboree e la conseguente contrazione dei margini di entrate della «Magnifica» – così viene comunemente definita la comunità valligiana – sono scemate le quote di riparto (il cosiddetto «legnatico») a favore dei singoli vicini e quindi anche il legame mentale nei confronti di quel modello sociale ed economico. Ma ancor oggi sono i «valori immateriali» radicati a improntare la vita della Comunità di Fiemme in quanto lo Statuto della Magnifica è caratterizzato da un sistema solidale recepito nel sentire comune e sul piano socioeconomico come caposaldo valoriale, che configura il patrimonio collettivo come bene inalienabile, indivisibile e comune. Due articoli di detto Statuto definiscono in maniera piuttosto paradigmatica la convivenza comune. Secondo l’Articolo 7: nell’esercizio dei diritti di vicinia del territorio (pascolo ovvero erbatico, legnatico, di cavar sabbia e sassi, di pesca, di caccia, di legnatico utile, di semina e di estrazione torba, nonché quelli derivanti da altre forme di utilizzazione del territorio), il singolo deve adeguarsi «alle attuali esigenze dell’universalità dei Vicini». L’Articolo 8 determina che «l’impiego delle rendite ricavate dalla gestione del patrimonio collettivo» deve «assicurare la partecipazione al godimento delle rendite di tutti i Vicini, in primo luogo mediante interventi di solidarietà a sostegno delle fasce sociali più bisognose».

    Da questa storia singolare fatta di solidarietà sociale ed economica, che per forma mentis corrisponde alla filosofia del movimento dei Commons (oggi oggetto di dibattito a livello mondiale), si sono sviluppate morfologie specifiche dei paesi, opere architettoniche con tratti urbani, stratificazioni originali tra spazio pubblico e privato, giardini della comunità e uno stile di vita improntato sul principio del bene comune, il tutto – data la densità spaziale – incardinato sul rispetto e la liberalità. Questa mentalità, che immancabilmente ha generato strutture ibride ossia sollecite di impieghi versatili, oggi è più attuale che mai, in quanto sullo sfondo della sempre più evanescente antitesi città-campagna appare sempre più chiaro che nel nostro assetto sociale in mutamento ad avere il requisito della sostenibilità saranno principalmente le strutture architettoniche ibride e, sul piano sociopolitico, l’approccio dei Commons. Al contempo ci si rende conto che questi sistemi spaziali e sociali in Val di Fiemme sono esposti a una crescente pressione, in quanto le tendenze giuridiche, economiche e sociali non ne riconoscono ovvero non ne apprezzano la qualità  o addirittura in parte li ostacolano. Così le seconde case con i loro «letti freddi», l’esigenza di proprietà, il crescente desiderio degli «autoctoni» di avere una casa propria con giardino e, non ultimo, il turismo stanno alterando il tessuto sociale nonché lo sviluppo urbanistico dei paesi. L‘«io» corroborato dalla siepe di tuia e dal garage individuale, qui come del resto in tanti altri comuni, soppianta il «noi» frutto del costruire insieme e del vivere in comune e dissolve le sottili stratificazioni dello spazio pubblico. Al palesarsi di questi processi strutturali di cambiamento è sempre più impellente interrogarsi circa il futuro degli spazi rurali e la loro capacità di sopravvivenza. A tal proposito Walter Niedermayr scrive: «Negli ultimi anni la peculiarità e il carattere delle realtà regionali con i loro paesi e centri abitati acquistano sempre più rilievo. In stretta attinenza si pongono questioni relative alla percezione dello spazio e ai simboli che caratterizzano tale percezione nello spazio stesso. In questo contesto il ruolo della cultura rappresenta la base per la riscoperta dell’unicità di quei luoghi e del paesaggio che li circonda».

    In un certo senso Walter Niedermayr nel suo ampio progetto sulla Val di Fiemme si occupa del retaggio valoriale invisibile o immateriale che anticamente regolamentava la produzione dello spazio negli undici Comuni e dell’attuale trasformazione visibile degli stessi. Sette anni di scatti fotografici nella Comunità valligiana hanno prodotto circa 10.000 riprese a scopo di studio sulla scorta delle quali Niedermayr ha focalizzato immagini specifiche, condotto colloqui con la popolazione locale e si è addentrato nella letteratura specialistica afferente a tutta la storia della Valle. Cimentatosi in testi scientifici, calatosi nell’esperienza spaziale diretta in innumerevoli visite in loco e soprattutto arricchito dei racconti personali degli «autoctoni» è entrato nel vivo del tema, ha costruito un suo punto di vista asettico, ma indirizzato in modo soggettivo ed ha analizzato sul piano della fotografia le peculiarità delle strutture spaziali ed architettoniche della valle. Il suo interesse si è rivolto a una quotidianità non edulcorata, al presente talora scialbo, contrassegnato da aumenti di volumetria, ampliamenti, sopraelevazioni e da ristrutturazioni fatte in buona fede. In tal modo indaga circa la sostenibilità delle strutture edili e socio-spaziali e indirettamente mette allo scoperto le dinamiche sociali ed economiche che stanno dietro a determinati meccanismi. Nella luce neutrale di giornate di moderata luminosità «documenta» giardini e strade, corridoi e passaggi, scale e dettagli, sostanza edile antica e nuova, ma soprattutto i paesi presi nel loro insieme con i loro strati storici e le superfetazioni attuali. Al contrario delle sue immagini delle regioni alpine, in cui sciatori o escursionisti strutturano emblematicamente e allo stesso tempo indistintamente le fotografie «sbiadite» e da cui emerge una «certa equiparazione tra paesaggio, uomini e infrastrutture»[2], nelle riprese degli undici comuni della Val di Fiemme le persone appaiono di rado e i paesi risultano in parvenza spopolati e abbandonati. Solo le tracce del quotidiano e i segni del tempo – dall’automobile ai sistemi di isolamento dal freddo – conferiscono alle immagini una caratterizzazione, ben inteso che le fotografie non sono concepite come critica-manifesto. «Le mie opere possono essere osservate su molti livelli: è così che si evidenziano aspetti diversi tra loro, anche se per me quello che conta non è l’approccio documentaristico bensì la visualizzazione in senso consapevolmente soggettivo.»

    Nell’intervista di cui sopra, Walter Niedermayr in risposta alla questione sul futuro dello spazio alpino formula la seguente considerazione, che sicuramente è applicabile anche alla Val di Fiemme: nelle Alpi «vige la tradizione dell’‹Allmende›. Analizzando dal punto di vista odierno questa idea sociale che affonda le proprie radici nel Medioevo, vedo dei nessi che depongono a favore di una gestione sostenibile del paesaggio come effetto dello ›spirito della Comunità‹. La globalizzazione nella maggior parte dell’area alpina e in particolare in queste zone microstrutturate sul piano culturale ed economico non sarà la soluzione, in quanto ivi non è possibile concorrere con il dinamismo del mondo globalizzato e forse queste piccole realtà verrebbero piuttosto ad essere risucchiate nel vortice. Il futuro delle Alpi, dipende, a mio parere, da quanto abbiamo da controproporre rispetto al mondo improntato sul funzionamento globale con i suoi crismi e dettami e se quindi siamo in grado di metterlo in questione.»[3]

     

    [1] Michael Vescoli, Die Talgemeinde Fleims, saggio.
    [2] Intervista a Walter Niedermayr, in: Raumaneignungen – Lech 2015/2016, Berlin 2017, p. 16; versione italiana a cura della traduttrice della presente Prefazione.
    [3] Ivi, p. 14.